Ich habe es erneut getan! Ich bin am 13. Mai 2023 den Supermarathon am Rennsteig gelaufen. Und ich war ganze 5 Minuten schneller als beim ersten Mal. 😉 Aber wir starten mal von vorne.
Der Tag zuvor
Bereits am Freitag Mittag ging die Reise los. Gemeinsam mit meiner Lauffreundin Astrid und weiteren Laufverrückten machte sich der Doppeldeckerbus von Teuto Run&Fun auf den Weg nach Thüringen. Unser Busfahrer Ralle klang übers Mikrofon wie Horst Schlämmer und hatte somit mehrmals die Lacher auf seiner Seite. Die Reise war wie immer von Sonja und Detlef perfekt organisiert (vielen Dank an dieser Stelle!!). Sobald ich in den Bus gestiegen bin, konnte ich die Verantwortung abgeben. Ab da brauchte ich mir nur noch die Zeiten zu merken, wann wir in den Bus einsteigen sollten und – ok ein „bisschen“ laufen lag auch noch bei uns…

Als erstes ging es also nach Eisenach, um unsere Startunterlagen abzuholen. Da Madam (das bin ich) etwas verpeilt war, welchen der beiden Lauf-Chips ich für die Zeitmessung angegeben hatte, musste ich diese noch austesten. Nachdem ich sie endlich in meine Gepäck gefunden hatte, war das auch problemlos möglich. Zur Sicherheit machte ich ein Foto vom richtigen Chip, damit ich nicht verwirrt bin.

Die nächste Station war Oberhof für die Startunterlagen der Halbmarathonis. Die Zeit konnten wir für die Kloßparty nutzen. Ganz richtig – in Thüringen gibt es keine Pastaparty sondern eine Kloßparty. Bei der Anmeldung war ein Gutschein – sogar für ein ganzes Menü. Astrid und ich nahmen nur die Klöße – schließlich gibt es später noch Abendessen. Bei der Kloßparty hatten Astrid und ich quasi unser Dinner zum 4jährigen Freundschaftsjubiläum. Wir hatten uns 2019 tatsächlich auf der Fahrt zum Rennsteig kennen gelernt und erst bei der Rückfahrt festgestellt, dass wir fast Nachbarn sind. Seitdem laufen wir häufiger zusammen.

So gestärkt ging es also ins Ringberghotel in Suhl und dort direkt zum Abendessen. Ich habe mich relativ zügig danach verabschiedet, noch ein bisschen Let’s dance geschaut, meine Sachen vorbereitet und bin in einen etwas unruhigen Schlaf gefallen. Ich bin kurz vor solchen Läufen immer wahnsinnig aufgeregt und kann kaum schlafen. Ein paar Stunden hat das aber zum Glück dann doch geklappt.

Der Start
Um 3.20 Uhr bimmelte bereits der Wecker. Nach kurzer Diskussion mit mir, was ich denn hier eigentlich tue, bin ich doch aufgestanden, habe mich angezogen, meine Sachen geschnappt und zum Kaffeeautomat im Frühstücksraum gegangen. Die anderen Supermarathonis waren bereits da und haben tatsächlich ihr Lunchpaket gefrühstückt. So früh essen ist nix für mich. Ich hatte vorab diverse Strategien ausgetestet und das beste war tatsächlich erstmal so loszulaufen und nach ca. 2 Stunden das erste Mal zu essen. Vor 4 Jahren hatte ich das noch anders gemacht und hatte dadurch wahnsinnige Probleme mit dem Magen und Darm auf der Strecke gehabt. Das sollte dieses Jahr anders werden.

Um 4 Uhr sind wir nach dem obligatorischen Foto in den Bus geklettert und haben uns (alle dösend bis auf den Busfahrer) auf den Weg gemacht. Um kurz vor halb 6 waren wir erneut in Eisenach. Dort war schon beste Stimmung. Zum 50. Jubiläum des Laufes gab es eine Rekordanmeldezahl. So fanden wir uns mit ca. 2000 weiteren Laufverrückten am Marktplatz ein.
Ich glaube, es wurde auch der Schneewalzer gespielt. Da allerdings der Hubschrauber, der über Eisenach kreiste so laut war, habe ich nix gehört. Schnell noch die Tasche abgegeben und schon startete pünktlich um 6 Uhr der Lauf.



Auf zum Großen Inselsberg
Wir laufen zunächst aus dem Ort heraus und ich war erneut überrascht wie viele Eisenacher an der Straße standen und uns zujubelten. Ehrlich gesagt finde ich es ja immer etwas seltsam, wenn bei Laufveranstaltungen uns die Menschen anfeuern. Ich denke ja, dass ich nur laufe… Aber gut. Später am Tag war ich durchaus noch froh über die Anfeuerung. 😉
Nach kurzer Zeit geht es direkt den ersten Berg hoch. Eigentlich ist die Strecke ganz einfach: Die ersten 25 km geht es hoch – dann eher einfach flach und zum Schluss eher runter. Allerdings trügt das Bild. Es geht auch zu Beginn überraschend oft mal nach unten – in der Mitte rauf und runter und auch zum Schluss warten noch ein paar knackige Berge auf uns.

Die ersten Kilometer liefen echt easy. Die Berge sind wir hoch gegangen und die Abwärtspassagen gelaufen. Ein guter Mix, den auch die Läufer um uns herum gemacht haben. Astrid hatte sich eine Strategie überlegt, die sie mir aber erst nicht verraten hatte. Ich hatte mir überlegt, dass es doch ganz schlau wäre, wenn man pro Stunde ca. 7 km schafft. Damit wäre sogar eine Zeit unter 11 Stunden drin.
Kurz vorm großen Inselsberg warteten einige fiese Anstiege auf uns, doch dann waren die ersten 25 km nach weniger als 4 h geschafft. Das passte nicht ganz zu meiner Strategie – auch nicht zu Astrids: sie hatte für 5 km 45 Minuten gerechnet. Aber wir beschlossen das dann einfach aufzuholen.


Bis zur Hälfte bei 37,5 km
Das Aufholen hat die erste Stunde nach dem Inselsberg tatsächlich ganz gut geklappt – zumal es nun auch immer mal wieder bergab ging. Die ersten 30 km hatten wir nach 4,5 Stunden hinter uns gebracht – voll im Plan.
Ich merkte nun so langsam die vielen Kilometer. Außerdem kam die befürchteten 32 km auf mich zu. Beim Lauf vor 4 Jahren hatte ich da einen Einbruch und das nur, weil ich gedacht habe: Jetzt noch ein Marathon. Das war nix für meinen Kopf. Daher habe ich mich dieses Jahr einfach abgelenkt.
Das nächste Etappenziel war die Hälfte bei 37,5 km. Da gibt es auch einen sehr schönen VP. Bis dahin habe ich die ganze Zeit innerlich die noch verbleibenden Kilometer bis zur Hälfte „gesungen“: Noch 5 km – noch 5 km – noch 5 km – …. – noch 4 km – noch 4 km – noch 4 km – …. Ja, als Langstreckenläufer ist man zwischendurch schon ziemlich bekloppt.

So habe ich die Kilometer wunderbar bis zur Hälfte geschafft. Am VP wechselte Astrid auf kurze Hose – mir war es eigentlich mit meiner langen Hose auch einen Tacken zu warm, aber ich hatte keine Lust, später wieder zurück zu wechseln. Also blieb ich dabei und habe die Zeit genutzt, Cola, Schleim und Wasser zu trinken / essen. So gestärkt ging es also weiter…
Trennung bei km 48
Bei den nächsten Kilometern hatte ich das Problem, dass mein Puls einfach zu hoch war. Ich brauchte gar nicht auf die Uhr gucken – ich habe gemerkt, dass es einfach zu viel wurde. Das führte dazu, dass ich immer mehr Gehpausen hatte. Die Berge sind wir ja eh hoch gegangen, aber ich hatte auch das Bedürfnis auf geraden Strecken zu gehen. So entschieden Astrid und ich, dass wir ab km 48 getrennt weiterlaufen. Das macht halt auch eine Lauffreundschaft aus – dass wir auf unser gemeinsames Erleben gucken, aber am Ende auch gucken, wer wie schnell laufen kann. Innerhalb von 12 Stunden kann halt eine Menge passieren. 😉

Ich bin dann bis Oberhof mit meinem Wechsel von Laufen und Gehen gut gekommen. Nach 8,5 Stunden hatte ich die 53 km erreicht. Hier ist der Punkt, an dem man mit Wertung, Urkunde und Medaille aussteigen kann. Ich habe tatsächlich überlegt und vielleicht wäre das auch besser gewesen. 😉 Aber am Ende wollte ich die ganzen 74 km schaffen. Und ich hatte für die letzten 21 km noch locker 3,5 Stunden Zeit – das schaffe ich auch mit Nur-Wandern. Der Cut-Off von 12 Stunden war zum Glück in keiner Weise gefährdet. Also habe ich entschieden, weiter zu laufen.
Die letzten 21 km
Das größte Problem war dann, dass ich auf lauter Fokus, dass es meinem Puls gut geht und meinem Kreislauf, den ich mit Cola fit gehalten habe, hatte ich vergessen zu essen. Mir ist also irgendwann voll schlecht geworden…. Irgendwas ist aber auch immer… Da ich nach so vielen Kilometern meistens nicht mehr alles vertrage, habe ich mich ab da an Banane, Apfel mit Salz (klingt komisch – schmeckte aber suuuuuper) und Müsliriegel gehalten. Das hat super geklappt und mein Magen hat sich wieder beruhigt.
Kurz nach Oberhof laufe ich hinter einem Mann her und ich denke so: „Mmh – das T-Shirt (HSV-Trikot) kommt mir bekannt vor. Ich spreche ihn an, ob er vor 4 Jahren auch hier war. Er guckt mich an: „Paderborn“. Total lustig. Wir hatten uns 2019 darüber unterhalten, dass der SCP in die 1. Bundesliga aufsteigt und der HSV aber nicht. Daran konnte er sich natürlich noch erinnern. Er erkundigte sich auch nach meinem Sohn – offensichtlich hatte ich ihm von Julian erzählt. Und ich hatte alles vergessen – bis auf das T-Shirt. Es war aber in jedem Fall ein echt nettes Wiedersehen.
Die letzten Kilometer zogen sich für mich ganz schön hin, weil ich relativ langsam gelaufen und gegangen bin, aber größere Probleme hatte ich zum Glück noch. Ich fand es nur erschreckend, dass ich mich an ungefähr 15 km des Rennsteigs von vor 4 Jahre nicht mehr erinnern konnte. Ich hatte damals echt arge Kreislaufprobleme. Umso dankbarer war ich, dass es mir dieses Mal so gut ging und so konnte ich den Zieleinlauf richtig genießen. Es ist wirklich toll am Rennsteig durch den (in diesem Jahr neuen) Zielbogen einzulaufen. Auch um kurz vor Zielschluss standen noch irre viele Zuschauer am Ziel und jubelten. Es ist einfach nur richtig schön.
Und um 17.43 Uhr war ich ein erneuter Supermarathoni.


Party-On
Nach dem Zieleinlauf vom Supermarathon kam zunächst eine traurige Situation: es gab keine Medaillen mehr. Ich finde diesen Moment, wo mir die Medaille umgehängt wird, soooo schön und gehört für mich zum Lauf dazu. Nunja. Ich bekomme sie noch nachgeschickt.
Also habe ich mir meine Finisher-T-Shirt abgeholt (Gut, dass es die noch gab!!) und danach bin ich zum Duschzelt. Auch eins der richtig guten Dinge beim Rennsteiglauf – es gibt richtig schöne warme Duschen. In der Umkleide saß ich allerdings erstmal herum und musste mich erholen. Astrid war auch da und Angie, die spontan ihren ersten Marathon gelaufen ist. Mega!! Herzlichen Glückwunsch.
Die Läuferin neben mir hatte dann mitbekommen, dass ich keine Medaille bekommen hatte und sie „Made my day“ und hing mir ihre Medaille um den Hals und wollte sie mir schenken. Das war sooo schön, doch noch in dieses Gefühl zu kommen. Vielen Dank an die unbekannte Läuferin. Ich hatte ihr die Medaille wiedergegeben, aber das Gefühl war richtig gut.
Ich war ganz schön kaputt und hatte erst gedacht, ich fahre direkt ins Hotel zurück. Nach dem Duschen erstmal noch mit meiner Familie telefoniert. Dann das Finisher-Bier abgeholt und achja… dann ging es doch schon wieder… Also ab ins Zelt, wo alle schon am Feiern war.
Ein weiteres Highlight beim Rennsteig: Um 18 Uhr startet die Party – 2 Minuten später stehen alle auf den Bänken und singen lauthals mit. Nach einer ordentlich Portion Nudeln ging das auch bei mir. Irgendwie verrückt, aber beim Rennsteig geht es. Um 21 Uhr ging es mit dem Bus nach Hause (vielen Dank nochmal für die tolle Orga an Teuto-Run-and-Fun) und nach einem Absacker an der Bar ins Bett.
Es war wieder richtig schön und ich bin so froh, dass ich es so wunderbar geschafft habe.
Ich könnte noch soooo viele Geschichten erzählen zu diesem Wochenende. Aber vielleicht erlebt ihr es einfach mal selbst mit. Ich kann es sehr empfehlen und es gibt ja auch kürzere Strecken.






